Technische Daten:
Modell: Merlin plus 2
Baujahr: 1993
Motor: Ford 1.6 L- 4 Zylinder OHC
Leistung: 88 PS
Besonderheiten: Rechtslenker
An einem grauen und kalten Novembertag zogen mein Sohn und ich gegen England um in
Southampton einen Merlin zu besichtigen und bei Wohlgefallen gleich mitzunehmen. Zuvor hatte es diversen Emailverkehr mit dem Vorbesitzer, einem Berufspiloten, gegeben. Dabei
wurden nicht nur Fotos vom Motor, Innenraum etc. übersandt sondern es wurde auch der Preis verhandelt und ein Vorvertrag geschlossen. Ich hatte den Merlin per Zufall auf der Homepage des Merlin Owners Club GB entdeckt. Dort wurden seinerzeit zwei Merlin zum Verkauf angeboten, ein british racing green Merlin aus Stafford und ein midnight blue Merlin aus Southampton. Von dem ersten Merlin war ich sofort begeistert aber bei der Kontaktaufnahme stellte sich heraus, dass dieser schon verkauft war, ich war also zu
spät. So entschied ich mich für den zweiten Merlin (Interessanter Weise ist dieser erste Merlin
über unbekannte Umwege seit 2011 im Besitz von Andreas).
Am Freitag, den 1 0.1 1 .2006 fuhren wir gegen Mittag mit unserem Gespann, einem VW-Passat mit Transportanhänger, und einem dicken Umschlag gefüllt mit britischen Banknoten (50 GBP ist die Größte) bei gemütlichen 80 bis 90 km/h in Richtung Calais. Nach völlig stressfreien Stunden kamen wir kurz vor Mitternacht bei dem P&O-Port in Calais an. Man glaubt gar nicht, wie entspannend diese Geschwindigkeit sein kann.
Bei der Einschiffung wurden wir sowohl am französischen
als auch am britischen Kontrollpunkt nach dem Sinn des Transportanhängers gefragt;
wir antworteten jedes Mal, dass wir in England ein Auto abholen wollen.
Dover empfing uns richtig britisch, es regnete wie aus Kübeln. Auch auf dieser Seite des Kanals wurden wir am Kontrollpunkt wieder nach dem Sinn des Anhängers gefragt
und wir antworteten genauso wie auf der französischen Kanalseite. Nachdem uns die
nette Dame unseres Navis zweimal wieder durch die Kreisverkehre Richtung
Fähre schicken wollte, haben wir ihr widersprochen und sind einfach per Ausschilderung Richtung M5-Southampton gefahren. Endlich auf der Autobahn angekommen, war
die nette Dame des Navis auch wieder zufrieden. Nach etlichen Kilometern auf der für uns falschen Autobahnseite bei nicht aufhörendem Regen haben wir ca. 20 Meilen
vor Southampton eine Raststätte mit Motel angefahren und nach einer unruhigen Restnacht
auf einem dicken Geldumschlag liegend und einem morgendlichen englischen Frühstück
(das die Briten das morgens essen können) haben wir unsere Abenteuertour fortgesetzt.
In Southampton angekommen hatte der Regen endlich aufgehört. Die Ehefrau (Pipper) meines Berufspiloten öffnete uns die Tür und sprach uns mit einem für uns fast nicht verständlichen Englisch an. Ich glaube sie konnte in unseren Gesichtern ablesen, dass wir
kein Wort verstanden hatten, sie wechselte zaghaft auf ein anderes Englisch und sagte uns sie käme aus Wales und Alan sei im Flieger Richtung Island. Gut das ist ja nicht so schlimm, Hauptsache der Merlin ist da und der stünde in der Garage. Wir begaben uns zu dritt zur Garage, Pipper klappte das Steckfenster hoch und lenkte von außen den Merlin, den wir rückwärts aus der Garage schieben wollten. Rollend in Höhe der Türzarge angekommen,
klappte das Steckfenster wieder zurück und ratsch waren die Scharniere ausgerissen.
Okay das Fenster ist ab, aber jetzt wird erst einmal der Merlin inspiziert und Probe gefahren.
Diese Tests fielen sehr gut aus und mein Sohn, der Kfz-Mechaniker ist meinte, „Wenn Du ihn
nicht willst, nehme ich ihn.“ ; aber ich wollte diesen Merlin. Ich machte mit Pipper die Papiere und die Zahlung klar, sie durfte all die vielen 50 GBP-Noten zählen und mein Sohn fuhr den Merlin auf den Transportanhänger und sicherte ihn. Da es wieder sehr nach Regen aussah, besorgte uns Pipper eine Nylongarage damit wir den Merlin wegen des fehlenden Steckfensters regenfest einpacken konnten. Wir bedankten uns bei Pipper für alles, auch für
den Kaffee den sie extra für uns Deutsche gekauft und gekocht hatte, und fuhren mit
unserem Gespannt inklusive eingepackten Merlin wieder Richtung Dover. Kurz vor dem Kontrollpunkt in Dover fiel uns ein, dass wir Pipper gar nicht gefragt hatten, wo sich
an dem Merlin die Fahrgestellnummer befindet und wir somit den Merlin komplett wieder auspacken und überall nach der Nummer suchen müssten. Mit diesem unguten Gefühl fuhren wir auf den Kontrollpunkt zu; doch zu unserem großen Erstaunen winkte uns die nette Dame ohne Fragen durch. Nach der Überfahrt auf der französischen Seite angekommen hatten wir ja wieder den französischen Kontrollpunkt und die gleiche Prozedur vor uns. Aber auch hier wurden wir ohne anzuhalten munter durch gewunken! Gott sei Dank (So schnell könnte man ein Auto von England zum „Kontinent“ schmuggeln). Unsere Rückfahrt nach Bremen wurde nur noch von Tankpausen unterbrochen. Ab Duisburg hatten wir dann das englische Wetter und es regnete wie aus – na Ihr wisst ja schon. Endlich um 02:30 Uhr am Sonntagmorgen waren wir in Bremen angekommen und es regnete immer noch. Jetzt schnell den Merlin vom Anhänger in die Garage fahren und dann ab ins Bett war unsere Devise.
Aber kaum hatten wir den Merlin ausgepackt und ich mich ans Steuer gesetzt, da stand ich mit völlig nasser Hose sofort wieder neben dem Wagen. Der Roadster war von innen
komplett nass – jetzt erst erkannten wir, Pipper hatte uns ohne es zu wissen, eine Indoor-Nylongarage gegeben. Egal! Der Merlin wird trockengelegt und hat jetzt hier bei uns ein
neues zu Hause.